Update 10.06.2014:
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Amnesty International: Brasilien die Gelbe Karte zeigen!
– Bericht von Amnesty International: They use a strategy of fear (PDF)
Presseartikel
am 09.06.2014 in der Tagesschau: WM-Eröffnungsspiel in São Paulo – Demonstranten drohen mit Blockade
am 09.06.2014 im Tagesspiegel:Wie sicher ist die Fußball-Weltmeisterschaft?
am 05.06.2014 auf Deutsche Welle: U-Bahn-Mitarbeiter von São Paulo streiken
am 03.06.2014 im Tagesanzeiger (Schweiz): Dürre in Brasilien bedroht die Fussball-WM
am 02.06.2014 in der Süddeutschen Zeitung: Diese WM ist bereits gescheitert…
am 29.05.2014 im Wall Street Journal: Brasilianer verlieren Glauben an WM-Boom…
am 28.05.2014 auf Deutsche Welle: Mit Tränengas und Schlagstöcken gegen Demonstranten in Brasilien
von Ralf Henze am 29.05.2014:
Die Begeisterung bei der Vergabe der Fußball-WM nach Brasilien war riesig, zum einen weil Fußball eine der großen Leidenschaften der Brasilianer ist, zum anderen erwartete man auch den großen wirtschaftlichen Aufschwung.
Es ging mit Brasilien auch aufwärts, es wurden riesige Ölfelder in der atlantischen Tiefsee gefunden, Rohstoffe werden weiter weltweit benötigt, die Krise 2008 ging an Brasilien vorbei. Doch der Aufschwung wärte nur kurz, die Währung Real, die vor der Krise mit 3:1 gegenüber dem Euro gehandelt wurde und Ende 2008 gar auf 2,2:1 stieg, verlor im vergangenen Jahr rapide an Wert, am Jahresende stand der Real mit 3,3 zu 1, inzwischen hat er sich wieder bis auf 3,04:1 erholt, was ich jedoch nur als WM-Bonus betrachte.
Die Begeisterung für die WM verflog, es hatte sich in den Bereichen Gesund und Bildung nichts getan, die Preise stiegen und beim Großteil der Bevölkerung verbesserte sich nichts. Mit den Preiserhöhungen im ÖPNV im vergangenen Jahr begannen Proteste, die teils in Gewalt mündeten, auch von Seiten der Polizei. Während des Confederation Cups blieben die Demos in São Paulo von seiten der Demosntranten überwiegend friedlich, währenddessen war in Rio de Janeiro auch viel Gewalt zu sehen (siehe unten die Links zu den Beitägen des vergangenen Jahres).
Die Regierung lenkte letztes Jahr ein, nahm die Fahrpreiserhöhungen zurück, holte kubanische Ärzte ins Land, aber sonst passierte nichts. Was das Volk eigentlich will, sind Reformen des Staates und weniger Korruption. Nun naht die WM, die Demos nehmen wieder Fahrt auf und es kommen weitere Enttäuschungen hinzu: Menschen wurden umgesiedelt, doch ihre neuen Wohnungen sind besetzt, Straßenverkäufer dürfen in einem großen Umkreis der Stadien keine Waren verkaufen…. und die Poilzei ging bereits mehrfach gewaltsam gegen friedliche Demos vor, so zuletzt vorgestern gegen Indigene in Brasília, die sich dann mit Pfeil und Bogen wehrten.
Die Stimmung ist gedrückt, im Südosten, also um Rio de Janeiro und São Paulo ist wenig Begeisterung für die WM zu spüren. Das gesamte Geschäftsleben wird ruhen, die Preise in den Geschäften sind jetzt schon um bis zu 100% gestiegen, alle werden für die „Ehre“, eine WM im Land zu haben, bezahlen. Und auf der anderen Seite gibt es einige, die sich bereichern: die FIFA und die Sponsoren, hunderte von Millionen Euro sind in dunklen Kanälen verschwunden und es wurden drei Stadien gebaut, die nach der WM nicht mehr benötigt werden.
Zwei Wochen vor der WM ist überall in São Paulo Polizei zu sehen, vor Banken stehen zwischen zehn und zwanzig Polizisten, Geschäftshäuser werden ebenfalls bewacht. Das Ganze lässt nichts Gutes ahnen, zumal nach Vorgabe der FIFA Gesetze erlassen wurden, durch die die Demonstrationsrechte eingeschränkt wurden. Ich glaube nicht, dass sich das Volk diese Chance nehmen lassen wird, vor der gesamten Welt seine Unzufriedenheit zu zeigen. Es dürfte viel Gewalt während de WM gebe, bisher haben Regierung (vor Allem durch Schönreden und Negieren) sowie Polizei (durch Gewalt) alles getan, um die negative Stimmung anzuheizen. Vor Allem Rio de Janeiro beunruhigt mich, spaßeshalber habe ich schon die Frage aufgeworfen, ob es wohl ein Endspiel geben wird. Und ob das Land danach zur Ruhe kommen wird? Im Oktober sind Wahlen.
Sicher dürfte jedoch sein , dass es 2016 keine Olympischen Spiele geben wird. Schon wegen der Verzögerung beim Bau der Stätten um zwei Jahre gibt es Überlegungen des IOC, die Spiele nach London zu verlegen. Wenn nun noch Gewalt dazu kommt, dann kann wohl von einer Verlegung ausgegangen werden.
Ich melde mich wieder, vielleicht wieder mit eigenen Fotos.
Ralf Henze
Nachfolgend ein Video aus Dänemark, The Price of the World Cup:
Beiträge vom letzten Jahr:
Brasilien: O Gigante acordou (der Gigant ist aufgewacht) – Teil 1
Brasilien: O Gigante acordou (der Gigant ist aufgewacht) – Teil 2
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